„Ja, wir hängen Menschen ab, wir verdrängen die Sorgen und Nöte von Mitbürgerinnen und Mitbürgern, und ja, wir lassen Menschen auf der Strecke – immer mehr, zu viele.
Ja, wir reden über vieles, aber wir sprechen mitunter abgehoben, zu kompliziert und nur in unseren eigenen, engen Kreisen. Und ja, es mangelt uns an Empathie, an Konzepten, die den Wohlstand von allen im Blickfeld haben, und an einem entsprechenden Verhalten.
Wir haben viel zu lange einer Entwicklung zugeschaut, die das Wohl von wenigen über das der vielen stellt, einer Politik, die ihre Klientel und nicht das große Ganze im Auge behält – und damit mehr Probleme anhäuft, als sie löst.
Die Frage ist nun: Wer bzw. welche Konstellation verspricht Besserung?
Wer treibt den Keil unserer Trennung nicht noch tiefer hinein? Wer weiß, dass für die Lösung unserer Herausforderungen – in unterschiedlichem Maße – alle erforderlich sind, dass es dafür Unaufgeregtheit, Ruhe und Klarheit statt Verbissenheit und Empörung braucht, dass Zuversicht, auch Heiterkeit und Humor unerlässlich sind, und eine gute Portion Selbstironie?
Wer schließt die Lücke zwischen Superreich und Arm, wer sorgt dafür, dass nicht schon Neun- und Zehnjährige eine wichtige Karriereentscheidung treffen müssen, sondern dass Zeit und Chancen für ein Aufholen und einen späteren Anschluss bleiben?
Wer weiß, wie wir den erforderlichen und vor allem leistbaren Wohnraum schaffen – ohne dass noch mehr von unserer Landschaft verwüstet und versiegelt wird?
Und wer verdrängt die Klimakatastrophe nicht, wer verweigert sich nicht einer entschlossenen Neuorientierung und den notwendigen Maßnahmen, natürlich im Wissen, dass Vorarlbergs Beitrag nur einer unter vielen erforderlichen sein kann?
Wer verspricht eine Politik, die sich bewusst ist, dass unser Wohl nur bei wechselseitigem Respekt und im Gleichschritt mit dem Wohl der Natur, der Pflanzen und Tiere, zu haben ist, unter Beachtung von Kultur und Bildung und im Einklang mit Mitgefühl und Schönheit?“
Roland Gnaiger, Bregenz